Die Heilige Adelheid von Vilich
In den Bonner Stadtteilen Vilich und Pützchen kennt wohl jedes Schulkind ihren Namen und die mit ihr verbundene Legende - schließlich wird die Heilige Adelheid seit mehr als 1000 Jahren am Rhein besonders verehrt. Um die Jahrhundertwende vom zehnten zum elften Jahrhundert wirkte Adelheid als Äbtissin im rechtsrheinischen Vilich und in Köln. 1966 wurde die Jahrhunderte lange Verehrung durch Papst Paul VI. bestätigt. 2008 wurde Adelheid mit Zustimmung des Vatikans neben den römischen Legionären Cassius und Florentius zur Bonner Stadtpatronin erhoben.
Gleich zwei Klöstern stand die um 970 auf Burg Geldern geborene Adelheid vor, eine Tochter des fränkischen Grafen Megingoz und seiner Frau Gerberga: Dem von ihren Eltern gegründeten Stift in Vilich, das sie nach deren Tod in ein Benediktinerinnenkloster umwandelte, sowie dem Kloster St. Maria im Kapitol in Köln. Nicht zu Unrecht hat der Bonner Stadtdechant sie bei ihrer Erhebung zur Stadtpatronin als „Powerfrau“ bezeichnet, als „eine in ihrer Zeit durchaus emanzipierte Frau, die wusste, was sie wollte und sich mit ganzer Kraft dafür engagierte, dass ihr Stift in Vilich ein Zentrum des Gebets und der Nächstenliebe war“. In jungen Jahren hatte Adelheid sich ein breites Wissen auf dem Gebiet der Philosophie erworben, der Arithmetik, der Geometrie, der Astronomie und der Musik; viel gerühmt wurde sie von Zeitgenossen vor allem aber für ihren Dienst an den Armen und Notleidenden.
Von ihren Eltern war Adelheid zur Erziehung in das Kölner Ursulinen-Stift gegeben und später wieder aus diesem Kloster ausgelöst worden, um die Leitung des Vilicher Stifts zu übernehmen. Dem Wunsch ihrer Mutter, diese freiere Stiftsregel der Gemeinschaft der Frauen durch Annahme der strengeren Regel des heiligen Benedikt zu einem förmlichen Kloster umzugestalten, entsprach Adelheid jedoch erst nach deren Tod. „Gott verlangt keinen erzwungenen Dienst, sondern einen, der in der einfachen und reinen Gesinnung eines freiwilligen Herzens angeboten wird“, hatte sie ihre Ablehnung zunächst begründet, so lesen wir in der Vita Adelheidis, die 50 Jahre nach ihrem Tod von Sr. Berta in gutem Latein verfasst wurde. Diese Vita bietet einen guten Einblick in das Leben und Wirken der Heiligen Adelheid und wurde im Jahr 2003 zum 1025. Stiftsjubiläum neu übersetzt und ist im Pfarramt St. Peter Vilich erhältlich.
Schwere Hungersnöte und Dürren hatten Köln und Umgebung um die Jahrtausendwende heimgesucht, und der Überlieferung zufolge soll Adelheid nicht nur Gaben an die hungernden Menschen verteilt, sondern auch deren Flehen erhört und ihren Äbtissinnen-Stab in die Erde gestoßen haben, woraufhin an dieser Stelle Wasser aus dem Boden sprudelte. Noch heute erinnert der Adelheidis-Brunnen in Pützchen an diese Begebenheit und die Gläubigen versprechen sich - vor allem bei Augenleiden - Heilung vom Wasser dieser Quelle.
Nach dem Tod ihrer Schwester Bertrada übernahm Adelheid zusätzlich zu ihren Pflichten in Vilich deren Amt als Äbtissin von St. Maria im Kapitol und musste ihre Zeit auf beide Ordenshäuser aufteilen. Bei einem ihrer Aufenthalte in Köln erkrankte sie wohl um 1015 und zeitgenössischen Quellen zufolge an einer Halsentzündung und starb nur wenige Tage später.
Bestattet wurde Adelheid in Vilich, wo bis etwa 1650 auch ihre Reliquien ruhten. Seit einem Raubzug im Truchsessischen Krieg sind diese allerdings verschwunden, nur einzelne Reliquien wie beispielsweise Armknochen werden am Adelheidisfest ausgestellt, das jedes Jahr um ihren Gedenktag am 5. Februar gefeiert wird.