Dieser Christus stammt von einem Vortragekreuz aus Unterfranken. Er wurde mir in den 1950er Jahren von der Schwester eines Pfarrkollegen übergeben. Da fehlte bereits ein Arm, auch war der Corpus irgendwann zuvor einmal mit einem groben Hufnagel mitten durch die Bauchdecke nachträglich auf dem Kreuz fixiert worden.
Nun, so extrem sparsam die Frau auch war – man wusste, dass sie aus eben diesem Grunde darauf achtete, dass die Suppe nie zu sämig war, auch wickelte sie die Briketts vor dem Verfeuern immer gleich doppelt in Zeitungspapier ein, um die Heizwirkung zu erhöhen, den arg beschädigten Corpus vom Vortragekreuz aber konnte sie, was bei so viel Sparsamkeit eigentlich nahegelegen hätte, dann doch nicht als Brennholz nehmen.
So gab sie ihn mir. Ich habe ihn dann von Farbresten befreit, offene Stellen mit Bienenwachs verschlossen, und irgendwann brach auch noch der zweite Arm ab. So hängt er nun da an der Wand.
Dieser Christus von einem Vortragekreuz erinnert mich daran, dass ich gelegentlich darauf hingewiesen habe, dass man solch ein Vortragekreuz, wie ich finde, anders als üblich, eigentlich so tragen müsse, dass die Trauergemeinde beim Zug hinter dem Sarg her auf den dem Menschen zugewandten Christus sieht, welcher ruft: „Fürchtet euch nicht!“. Ich denke dabei auch an die Worte im Hebräerbrief: „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,2).
D. K.