Mit „Blauwal der Erinnerung“ legt Maljartschuk 2016 einen Roman vor, der einen Nationalhelden der Ukraine dem Vergessen entreißt. Der Roman wird auch in Deutschland gefeiert. Mehrere Bücher von ihr erscheinen auf Deutsch, 2018 erhält sie den angesehenen Ingeborg-Bachmann-Preis. Im vergangenen Herbst erscheint ihr Essayband „Die Geschichte geht gleich weiter, wir atmen nur aus“, in dem sie die Entwicklung in der Ukraine seit der russischen Besetzung der Krim und den Maidan-Protesten bis nach dem Beginn des Kriegs mit Russland im Februar 2022 beleuchtet.
„Die Literatur kam als Freund zu mir“, erzählt sie im Gespräch über ihre eigene literarische Sozialisation: „Meine Zeit, als ich anfing zu schreiben, war sehr einsam, eine düstere Zeit. Meine Eltern hatten wenig Zeit, und ich schrieb lustige Gedichte, um die anderen zum Lachen zu bringen.“ Mit Beginn des Krieges 2022 sei sie „als Autorin teilweise gestorben“, gesteht sie: „Ich habe das Vertrauen in die Worte verloren.“ Mit diesem Bekenntnis bietet sie auch in ihrer Eröffnungsrede der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ im vergangenen Juni in Klagenfurt Gesprächsstoff.
Gleichwohl verfolgt sie weiter ihre Mission, in der sie ihre Erfahrungen teilen und den Menschen die Kulturgeschichte der Ukraine näherbringen möchte – denn: „Diese Zeit und wie wir darauf blicken wird unsere Zukunft entscheidend bestimmen.“ Auch persönliche Schicksalsschläge treffen sie: wenn Freunde, Bekannte, der Sohn einer engen Freundin im Krieg ums Leben kommen. Maljartschuk bringt es mit diesem Satz auf den Punkt: „Mein Leben zurzeit besteht aus Reisen und Trauern.“
Wir freuen uns sehr, mit Tanja Maljartschuk eine Zeitzeugin in fünf Einrichtungen in und um Köln begrüßen zu dürfen, die den Schrecken, der sich in Europa derzeit zuträgt, und was er mit den Menschen macht, mit literarischen Mitteln erfahrbar zu machen versteht. Sie wird unter anderem aus ihrem jüngsten Essayband „Die Geschichte geht gleich weiter, wir atmen nur aus“ lesen – und mit uns ins Gespräch kommen.
