Spielanregungen aus der Pikler Pädagogik für zu Hause
Die unverständlichen, schnellen, lauten und grellen Inhalte überfordern die Sinne der kleinen Kinder und führen zu Überreizung. Empfehlenswerte Medien für dieses frühe Kindesalter sind: Die menschliche Sprache, die direkt an das Kind gerichtet ist, Bücher, aus denen man vorliest oder die man gemeinsam anschaut, und Musik, die man selbst macht oder der man gemeinsam zuhört. Nehmen sie sich lieber bewusste Momente mit ihrem Kind für diese Aktivitäten. Anschließend wird ihr Kind dann sicher wieder eine Weile mit Freude selbständig ohne sie spielen.
Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder diesem Alters eine Umgebung, die vielfältig anregt. Sie soll zur Bewegung ermuntern und die Geschicklichkeit herausfordern. Ein Kind braucht Erfahrungen, die es selbst aktiv mit seinem eigenen Körper macht, um seine Sinne und seine Neugierde gesund ausbilden und befriedigen zu können. Echtes statt virtuelles Spielen fördert die Kreativität und die gesunde Sinnesentwicklung und macht Kinder zufrieden und ausgeglichen.
Für Säuglinge und Babys
Ein sicherer Platz
Bereiten Sie einen Platz auf dem Boden vor, an dem ihr Kind selbständig, gefahrlos und ohne ihre Hilfe spielen und sich frei bewegen kann. Auch wenn die Umsetzung nicht immer leicht ist, ist es doch notwendig ihrem kleinen Kind den größten Teil des Tages eine eigene Ecke in ihrer Nähe – Sicht- und Rufweite - zur Verfügung zu stellen und sie entsprechend vorzubereiten. Räumen sie aus diesem Bereich alles das weg, was gefährlich für ihr Kind sein kann. Und auch die Dinge, mit denen ihr Kind nicht spielen soll, oder die es einfach nur nicht berühren soll, nehmen Sie aus der Reichweite. Je weniger Sie aufpassen und verbieten müssen, desto fröhlicher und aktiver wird ihr Kind spielen und desto entspannter wird die Zeit für Sie sein.
Eine feste Unterlage und ein aufgerolltes Handtuch/Decke
Ihr Kind sollte auf einer festen, sauberen Unterlage liegen. Wenn sie eine Matte nehmen, darf diese nicht zu weich sein, da das Kind sich dann nicht gut bewegen kann. Schon kleine Säuglinge versuchen sich nämlich von der Unterlage mit ihren Füßen abzustemmen. Wenn Sie eine Decke wählen, sorgen Sie dafür, dass diese nicht verrutscht und ihr Kind bei seinen Bewegungsversuchen hindert. Legen Sie eine zusammengerollte Wolldecke oder ein Stillkissen um ihr Kind und begrenzen Sie so seinen Bereich. Ihr Kind fühlt sich dann nicht verloren und die Spielgegenstände rutschen nicht zu weit weg.
Kinder im Alter von 3-6 Monaten spielen z.B. gerne mit den folgenden Dingen:
- kleine farbige Tücher
- leise Spielsachen
- weiche, kleine Stofftiere oder -püppchen
- O-Ball
- leichte Körbchen aus Plastik oder Brotkörbchen
- kleine Holzringe z.B. Gardinenringe oder Armreifen (ohne Anhänger!)
- auf ein Band aufgereihte Holzringe
- Holz- oder Plastikketten
- Federbälle, deren Plastikkopf entfernt ist
- Legen Sie ihrem Kind einige Gegenstände – 6-8 Stück- in Reichweite an seinen Platz.
Kinder im Alter von 6-9 Monaten spielen gerne mit den folgenden Dingen:
- Mit allem, mit dem sie bisher gerne gespielt haben
- Körbe und Schüssel aller Art, z.B. Brotkörbe, Spülschüsseln
- Schälchen aus Plastik und Metall, z.B Dessertschalen
- kleine Eimer, Becher, Sandförmchen,
- gesäuberte (Plastik / Metall-) Cremedosen ohne Deckel
- Küchensiebe, Schneebesen, Kochlöffel, kleine Sandschippen
- unterschiedliche Bälle, weiche, festere, kleinere und größere Serviettenringe
Nun benötigt Ihr Kind etwas mehr als 6-8 Gegenstände.
Beginnt ihr Kind sich zu wälzen, zu rollen oder zu kriechen, braucht es auch mehr Platz, erweitern Sie jetzt also seine Spielecke. Wenn es kriecht, können Sie ihm zusätzlich ein festes (Boden-)Kissen an seinen Platz legen, über das es hinüberkriechen kann. Dies sollte ungefähr 5 cm hoch sein. Eine kleine Kiste in dieser Höhe können sie ebenfalls umgedreht mit in den Spielbereich stellen, so kann ihr Kind dort Dinge „drauflegen“. Achten Sie gut darauf, dass ihr Kind sich an den Ecken nicht verletzen kann!
Kinder im Alter von 9-12 Monaten spielen gerne mit den folgenden Dingen:
- Mit allem, mit dem sie bisher gerne gespielt haben
- Körbe, Schüsseln, Becher unterschiedlicher Größe
- hohle Gegenstände
- Holzscheiben, wenige Bauklötze
- mehrere ähnliche oder gleiche Gegenstände z.B. 2-3 gleiche Eierbecher, 2-3 gleiche Garnspulen…
- Alltagsgegenstände: große Holzlöffel, Töpfe, saubere Plastikflaschen
- stapelbare, runde oder eckige Bechersets
- durchsichtige Plastikflaschen, die z.B. mit Reis, Nudeln, größeren Perlen oder Knöpfen befüllt sind. (Achtung! Der Verschluss muss sorgfältig verklebt werden, damit die Flaschen nicht aufgehen)
- würfelähnliche Gegenstände (Achtung! keine kleinen Würfel aus Gesellschaftsspielen, da diese zu klein sind und verschluckt werden können!)
- Schubkästchen (z.B. von Ikea), erst dann, wenn ihr Kind sicher allein Sitzen und Krabbeln kann
Ihr Kind braucht jetzt eine größere, aber dennoch begrenzte Spielecke. Denn es probiert jetzt seine eigenen Bewegungsmöglichkeiten eifrig aus. Es wird anfangen zu krabbeln und sich an Möbeln hochzuziehen und aufzurichten. Es wird auch die ganze Wohnung auf allen Vieren erkunden, was bedeutet, dass die ganze Wohnung nun kindersicher gemacht werden muss. Besonders Regale, an denen sich die Kinder gerne aufrichten, sollten auf ihren sicheren Stand hin überprüft werden. Stehlampen mit Stromkabeln sollten ebenso gesichert werden. Und denken Sie daran, jetzt kann ihr Kind auf den Tisch oder die Kommode greifen und Dinge herabziehen! Räumen sie diese Sachen weg, denn für ihr Kind ist es ein Erfolgserlebnis sich aufzurichten und nach oben greifen zu können. Verbieten Sie ihm dies nicht. Gehen Sie einmal durch die ganze Wohnung auf der Suche nach gefährlichen und zerbrechlichen Dingen und räumen sie diese für eine Weile weg. Ihr Kind wird nun unermüdlich alles anfassen, betrachten, fallen lassen und auch daran lutschen. Sein Forschergeist und seine Neugierde treiben es dabei an. An Verbote kann das Kind sich deshalb jetzt noch nicht gut halten.
Was ihr Kind für seine Bewegungsfreude zusätzlich braucht:
- Plätze, an denen es sich gefahrlos hochziehen kann, um dann eine ebene, leere Fläche vor sich zu finden: ein kleiner Tisch oder Hocker, oder ein kleines Regal, eine Kommode in seiner Höhe
- ein niedriges Podest zum Klettern ca. 10 cm hoch, nicht höher als eine Treppenstufe: z.B. eine umgedrehte Papppallette, eine umgedrehte Schublade, die sie mit einem Tuch abdecken, das sie festspannen, ein festes Polster (z.B. vom Sofa), oder den Hocker Alseda (Ikea)
- eine Kiste, in die es sich hineinsetzen kann (Wäschewanne, großer Bananenkarton…)
- eine schräge Ebene (z.B. ein festes Polster, das sie auf einer Seite erhöhen
- einen Tunnel, durch den es hindurchkriechen kann (stellen sie z.B. zwei Stühle nebeneinander in den Raum)
Nun wird ihr Kind in drei unterschiedlichen Bereichen unterwegs sein:
- in seiner Spielecke,
- im Haus / der Wohnung,
- im Freien
Geben Sie Ihrem Kind diesen „Spielraum“ und freuen Sie sich am Endeckerdrang Ihres Kindes.
(von Susanne Gieseke)