Theologisches Frühjahrs-Seminar 2021
Reif für die Krise? - Schlaglichter aus christlicher Perspektive
Zum Seminar
Reif für die Krise?
Schlaglichter aus christlicher Perspektive
Klimakrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise, wir leben in einer Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem Krisenmodus. In vielen Disziplinen ist intensiv darüber nachgedacht worden, worin die Chancen liegen könnten und wir dürfen gespannt sein, welche Erkenntnisse in der Rückschau deutlich werden. Im diesjährigen Theologischen Seminar wollen wir aus christlicher Perspektive auf verschiedene Aspekte von Krise blicken, denn biblische Theologie ist seit den Anfängen der Tora Deutung im Angesicht der Krise.
Biblische Theologie ist Krisentheologie. Dieser Satz gewinnt sein Gewicht, im Anblick der täglichen Bilder von menschlichen Katastrophen die durch diese Krisen ausgelöst werden. Was lässt sich als Christ oder Christin dazu sagen? Es liegt im Wesen der Krise selbst, ihrer Einengung und Zuspitzung, dass ein Durchbruch, dass neue Lebensmöglichkeiten entstehen können. Doch was, wenn dies
nicht passiert? Im Kontext der Klimakrise rücken die apokalyptischen Texte wieder ins Bewusstsein. Wie können wir sie verstehen, ernst nehmen?
Und schließlich nehmen wir die Krise der Kirchen in den Blick, oft beschworen und durch die Coronapandemie wie durch ein Vergrößerungsglas vor unseren Augen. Wir freuen uns auf anregende Impulse, gemeinsames Nachdenken und lebhafte Diskussionen.
Im Namen des Vorbereitungsteams
Antje Rinecker
1. Abend
Mittwoch, 3. März 2021, 20.00 Uhr
Ort: Herz-Jesu-Kirche Schildgen
„Glauben lässt aufstehen“
Referent: Pfarrer Christoph Nötzel, Brauweiler
Krisen fordern zur Neuorientierung heraus. Gesellschaftlich und individuell. Viele Menschen fühlen sich davon überfordert. Ihr „Selbst“ erschöpft sich. Ihr Inneres verdurstet. Sie erleben sich als Fremde, als Touristen im eigenen Leben. Sie fühlen sich vom Fortgang der Geschichte abgehängt. Wut wechselt sich mit einem Gefühl von Gleichgültigkeit ab. Wie verhalten wir uns als Christinnen und Christen darin? Können wir das als spirituelle Herausforderung wahrnehmen? Erschließt Glauben innere Ressourcen des Trostes, der Hoffnung, der Lebensorientierung, um in der Gefährdung einen lebensdienlichen Weg zu finden? Fördert Glauben Resilienz?
Buchtipp:
Christoph Nötzel, Glauben, was ist das eigentlich?
Neukirchener Verlagsgesellschaft 2020
2. Abend
Donnerstag, 11. März 2021, 20.00 Uhr
Ort: Ev. Andreaskirche Schildgen
Spirituelle Krise der Kirchen im Brennglas von Corona
Referent: Dr. Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent, Köln
Was ist das, was wir in den Kirchen Menschen heute zu geben haben? Erleben sie Trost, Halt, Orientierung, Gemeinschaft, geistliche Räume und Wegbegleitung? Oder sind die Kirchen eher mit sich und ihren Veränderungsaufgaben nach innen befasst?
Haben wir Zugang zu theologischen und geistlichen Quellen? Die Corona-Lage hat dazu geführt, dass manche Schwächen und Stärken, Trugbilder und Chancen kirchlicher Realität offen gelegt wurden. Wann waren Krisen in der Geschichte der Christen Zeiten neuer Entdeckungen und ehrlicher Fragen, die weitergeführt haben? Wie entdeckt christliche Theologie heute in der Krise ihre Kraftquellen?
3. Abend
Mittwoch, 17. März 2021, 20.00 Uhr
Ort: Herz-Jesu-Kirche Schildgen
Apokalypse – echt jetzt?
Eine theologische Krisen-Intervention
Referent: Gregor Taxacher, Dortmund
Apokalyptik ist gesellschaftlich und auch in den Kirchen weitgehend unbeliebt: eine Sache von Sekten und Fanatikern, und in Zeiten der Krise braucht man nicht noch religiöse Angstmacherei. Und doch steckt Apokalyptik auch in er Bibel. Ein gefährliches Erbe? Oder doch eine Ressource, um die Gegenwart zu deuten? Wie kann eine moderne, aufgeklärte Theologie mit den apokalyptischen Tönen umgehen – und sie kritisch beziehen auf die apokalyptischen Töne, die angesichts von Klimawandel, Flüchtlingselend, Seuchen und Finanzkrisen auch heute wieder aufkommen?
Buchtipp:
Gregor Taxacher, Apokalypse ist jetzt,
Gütersloher Verlagshaus 2012
4. Abend
Donnerstag, 25. März 2021, 20.00 Uhr
Ort: Ev. Andreaskirche Schildgen
Wenn der Sturm sich legt und der Schrecken bleibt.
Der Jüdische Krieg im Spiegel des Markus-Evangeliums
Referent: Prof. Andreas Bedenbender, Dortmund
Das Markusevangelium ist ein Text von verwirrender Widersprüchlichkeit. Zum einen hören wir hier das »das Evangelium – die frohe Botschaft – von Jesus Christus, dem Sohn Gottes« (Mk 1,1) und von der Nähe des Gottesreiches. Zum anderen steht im Zentrum die von Markus erzählte Geschichte einer grausamen Hinrichtung. Das eine aber, das wird im Text wiederholt deutlich gemacht, ist ohne das andere nicht zu haben. Der Verfasser des Mk-Ev stand vor der Frage, ob die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels durch die Römer die Evangeliumsbotschaft von der Nähe des Gottesreiches nicht Lügen strafte.
Die Augen vor der Wirklichkeit verschließen konnte Markus nicht, darum tat er das einzige, was unter solchen Umständen möglich war: Er erzählte das Evangelium von Jesus Christus mitten in die Geschichte des Jüdischen Krieges hinein. Der vom Krieg ausgelöste Schrecken wird im Mk-Ev immer wieder greifbar. Wird das Evangelium dadurch beschädigt oder im Gegenteil gerade so davor bewahrt, zu einem frommen Märchen zu werden. Um diese zweite Möglichkeit weiter zu verfolgen, wollen wir uns vor allem mit der Geschichte von der Sturmstillung (Mk 4,35–41) und der Geschichte vom Seewandel (Mk 6,45–52) beschäftigen.
Veranstaltungsorte:
Ev. Andreaskirche, Voiswinkeler Str. 40
Kath. Herz-Jesu-Kirche, Altenberger-Dom-Str. 140
51467 Bergisch Gladbach-Schildgen
Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung verpflichtend
unter https://andreaskircheschildgen.church-events.de
Wenn es coronabedingt nötig sein sollte, findet das Seminar online statt.
Leitung:
Antje Rinecker, Pfarrer Thomas Biju, Pfarrer Jürgen Manderla
Veranstalter:
Kath. Kirchengemeinde Herz Jesu Schildgen, Ev. Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Rheinisch-Bergischer Kreis und der Melanchthon-Akademie Köln