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News
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»Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!«

Datum:
20.07.2021
Seit einigen Jahren gehören sie zu unserem festen Kursprogramm der Eltern- und Familienbildung dazu und werden von vielen Eltern und Kindern besucht und geschätzt, unsere Emmi-Pikler- und Kidix-Kurse. Was diese reformpädagogischen Angebote so besonders macht, wer sich hinter Emmi Pikler verbirgt und warum sich ehrgeizige Eltern nun in Geduld üben sollten, lesen Sie hier.

Ohne Ehrgeiz und Eile! Pikler-Pädagogik in Eltern-Kind-Kursen

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Viele Eltern suchen nach der Geburt ihres Kindes Hilfestellungen, wünschen Anregung und Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern an einem Ort, der auch für ihr Baby gut ist. Eltern-Kind-Kurse sind hier das passende Format: Sie bieten Elternbildung und Kleinkind­pädagogik in Kombination, ermöglichen »Wohlfühlzeiten« für Eltern und Kinder. 

Was braucht ein Kind für seine Entwicklung? Wie geht Erziehung durch Beziehung? Was ist für die solide Bindungs­entwicklung meines Kindes wichtig? Diese und andere Fragen werden vielerorts in Eltern-Kind-Kursen aufgegriffen.So tragen Eltern-Kind-Kurse dazu bei, dass Eltern gelassener sein können, und das Leben mit ihren Babys und Kleinkindern Freude macht – weil sie sich fachlich begleitet wissen und den Austausch mit anderen Eltern finden. Das ist genau das, was in der frühen Familienphase gebraucht wird. 

In vielen Ge­meinden vor Ort sind es daher die Kinderwagen und Babyschalen, die dasBild der Elternbildung über lange Zeit prägten. Vor Ort wird auch oft umgangssprachlich von »Krabbelgruppe« oder »Spielgruppe« gesprochen. Das ist – vom Inhalt her gedacht – nicht falsch. Warum wir im fachlichen Sinne aber bevorzugt den Begriff der „Eltern-Kind-Kurse“ verwenden, wird sich im Folgenden erklären.

Ohne Ausbildung geht es nicht! Konzeptionsgestützte Eltern-Kind-Kurse

In altershomogenen Gruppen ab dem ersten Lebensjahr bieten unsere Kurse Eltern in wöchentlichen Treffen Anregung und Austausch – und das im Beisein der Eltern und für das gesunde Gedeihen des Kindes. Ein Format, das besser kaum sein könnte. Wichtig ist unseren Eltern-Kind-Kursleiterinnen, »ihren« Eltern zu vermitteln, schon den Säugling als eine Person zu sehen, dessen Signale und Initiativen zu achten und einzubeziehen sind. Das braucht einen geschulten Blick und viel Hintergrundwissen. Dabei folgen unsere Kurse einem von Emmi Pikler entwickelten reformpädagogischen Ansatz, der einen respektvollen Blick auf das Kind hat und viele Eltern zu begeistern versteht.

 

Info

Wer war Emmi Pikler?

Emmi Pikler wurde 1902 als Emilie Madeleine Reich in Wien geboren und wuchs dort und in Budapest auf. Sie wurde Kinderärztin nach einem Studium an der Wiener Universitäts-Kinderklinik. Gemeinsam mit ihrem Mann entschied sie bei der Geburt ihres ersten Kindes, diesem freie Bewegung zu ermöglichen und seine Entwicklung mit Geduld abzuwarten. Emmi Pikler wusste und sah es an ihrer Tochter, dass ein Kind nicht zu Bewegungen und zum Spiel angeregt werden muss und dass jedes Detail im Umgang mit dem Kind in seiner Umgebung wichtig ist.

Die Grundsätze ihrer Arbeit bezeichnen etwas nahezu Selbstverständliches: Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn seine vielfältigen Kompetenzen erkannt und respektiert werden.

Piklers erstes Buch über die Pflege und Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern erschien 1940. Trotz ihrer jüdischen Herkunft konnte sie die Zeit der Judenverfolgung überleben, wenn auch unter erschwerten Bedingungen ihrer Arbeit als Familienärztin.

1946, inzwischen dreifache Mutter, gründete sie das Säuglingsheim Lóczy (benannt nach der Straße, in der es steht), das sie bis 1979 leitete. Nach ihrer Pensionierung arbeitete sie weiter pädagogisch und beratend im Lószy, das heute ein international bekanntes Institut ist und später von Piklers Tochter Anna Tardos geleitet wurde. »Pikler« ist seit dem Anfang der 2000er Jahre ein Markenzeichen für Bildungsdienstleistungen und kindgerechte Einrichtungsgegenstände und Spielzeuge.

 

Info
Was ist das Besondere an der Pikler-Pädagogik?

Der Name der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler (1902 - 1984) steht für einen Ansatz der Kindererziehung, vor allem des Umgangs mit Säuglingen und Kleinkindern, der das Kind und seine Entwicklungskraft in Blick nimmt. Aus ihrer praktischen Arbeit in Familien heraus und später in dem von ihr gegründeten Säuglingsheim für elternlose Kinder entwickelte Emmi Pikler die Grundlagen für ein gesundes Aufwachsen von Kleinkindern:

Pflege, die als behutsame körperliche Versorgung und als Kommunikation mit dem Kind geschieht und aufmerksam für seinen Wunsch nach Mitwirkung ist

Bewegungsentwicklung, die das Kind aus eigenem Antrieb und nach eigenem Rhythmus macht, ohne die lenkenden und beschleunigenden Eingriffe des Erwachsenen

Spiel, das frei und ungestört in einer geschützten, altersgemäß ausgestatteten Spielumgebung stattfindet

Es ist das Bild vom Kind, das Emmi Piklers Pädagogik kennzeichnet und das in der Elternbildung vermittelt werden soll: die Anerkennung der Würde auch des kleinsten Kindes, der Respekt vor seiner Kraft und seinem Willen, sich zu entwickeln und sich zu äußern schon vom ersten Lebenstag an.

Auch Säuglinge und Kleinkinder können ohne die Hilfestellung und die Förderprogramme der Erwachsenen Bewegungsfähigkeit und Aktionslust entwickeln. Was sie aber brauchen, ist eine sichere Beziehung zum Erwachsenen und optimales körperliches Wohlbefinden in einem klar strukturierten Alltag.

Den Erwachsenen verpflichtet diese Haltung zu einer großen Zurückhaltung. Er muss seinen Wunsch zügeln, dem Kind bei seinem Wachsen zu »helfen«, seine Entwicklungsschritte zu beschleunigen, es zu faszinieren und zu lenken. Er kann anderenfalls schon einem kleinen Kind die Freude nehmen, etwas aus eigener Kraft geschafft zu haben – die Grundlage für sicheres Selbstbewusstsein. 

Auszug aus dem Aufsatz »Das erste Lebensjahr« von Astrid Gilles-Bacciu und Reinhild Heuer, den Sie hier vollständig lesen können.

Was ist nun mit »Pikler-Kursen« gemeint?

Je nach Alter des Kindes – und wenn es vor Ort möglich ist – bieten wir die Piklerkurse in zwei altersgemäßen Varianten an, um die Entwicklung des Kindes bestmöglich zu begleiten: »Das erste Lebensjahr« und »Das zweite und dritte Lebensjahr«

Emmi Pikler hat den Blick dafür geschärft, dass Kinder sich schon vom ersten Lebenstag an mitteilen und entwickeln wollen. Die Pikler-Pädagogik lässt die Eltern erfahren, wie das Kind besonders im ungestörten Spiel und durch freie Bewegung seine Umwelt entdeckt und seine Fähig­keiten erweitert. Voraussetzung dafür ist eine sichere Beziehung zum Erwachsenen, körperliches Wohlbefinden und eine Spiel­umgebung, die zum Aktivsein einlädt. Das alles finden Babys und Kleinkinder ganz besonders in den Pikler-Eltern-Kind-Kursen. Im ersten Lebensjahr wird den Eltern neben dem Basiswissen über Bewegungsentwicklung und altersgemäßes Spiel auch vermittelt, wie wichtig die täglichen Pflegesituationen für die Kommunikation und Bindung sind. 

Ein weiteres Kursmodell: Kidix

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In den Kidix-Eltern-Kind-Kursen ist das reformpädagogische Element auch enthalten, wenn auch etwas weniger nach vorne gestellt und auf die Pflege in den ersten Lebensmonaten bezogen. Das Kidix-Modell wurde vor allem entwickelt, um in den Bildungseinrichtungen der Bistümer des Landes NRW, die alle verschiedene Eltern-Kind-Kurse anbieten, einen gemeinsamen Standard zu haben.

 

Kidix – Kinderzeit
Die Kinder spielen, entdecken und erforschen selbstständig ihre Umwelt im vorbereiteten Raum. Die Kursleitung macht altersgemäße Spiel-Vorschläge. Die Kinder nehmen erste Kontakte zu anderen Kindern und Erwachsenen auf.

Kidix – Elternzeit
Eltern informieren sich und tauschen sich aus zu Erziehungs-, Entwicklungs- und Familienfragen. Die Kursleitung gibt Impulse zu aktuellen Themen. Durch angeleitete Beobachtung du Gespräche verstehen Eltern ihr Kind und seine Bedürfnisse besser und erhalten Anregungen für den Alltag in der Familie.

Kidix – gemeinsame Zeit
Eltern und Kinder sind miteinander kreativ, singen und spielen. Sie lernen andere Familien kennen und erfahren Gemeinschaft.

 

Für alle Kursmodelle gilt die reformpädagogische Erkenntnis, dass Ehrgeiz und Eile nicht die geeigneten Methoden sind, ein Kind gesund auf­wachsen zu lassen. Denn Eltern fühlen sich manchmal gedrängt, möglichst viel mit ihrem Kind zu tun, damit es früh lernt. »Doch das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht«, weiß schon ein afrikanisches Sprichwort. Eile und Entwicklungs-Wettbewerb finden in den Eltern-Kind-Kursen des Katholischen Bildungswerkes in den Kölner Pfarrgemeinden nicht statt. Hier bekommt jedes Kind genau die Zeit, die es braucht. Das ist das Besondere.

Nicht zu unterschätzen: Die Gestaltung des Raumes

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Die Gestaltung des Raumes ist ein wichtiges Merkmal dieser Kurse. Dazu gehört die selbstanregende Kinderecke und der Halbkreis für die Eltern, die den Kindern zugewandt bleiben. Beides gehört zusammen, und entspricht den Aspekten »Bindung« und »Exploration«.

An manchen Orten unterstützt das Kath. Bildungswerk die Spielraumausstattung mit der »SpielTasche« (mit Spielzeug in der Pikler-Tradition) oder dem »PiklerMobil«, einem Material- und Spielwagen. Beide Elemente wurden von unseren praxiserprobten Kolleginnen und Kollegen (mit-)entwickelt. 

»Wir kennen uns schon seit dem Eltern-Kind-Kurs!«

- das ist immer wieder von Eltern zu hören, denn die Kontakte der Mütter und Väter und ihrer Kinder bestehen oft über viele Jahre weiter.

Der Gewinn für Eltern, an Eltern-Kind-Kursen teilzunehmen, liegt auf der Hand. In der Kontinuität der Treffen (i. d. R. über 1 - 2 Jahre) liegt die besondere Chance, Er­ziehungs- und Entwick­lungsfragen des Kleinkind­alters im Schutz der vertrauten Gruppe zu besprechen. Gerade in den ersten Lebensjahren des Kindes wissen junge Eltern die Kontinuität und Pro­fessionalität der Begleitung zu schätzen – in einer Familien­phase, in der sie be­sonders viel Information und hilfreiche Netzwerk­bildung brauchen. 

Auch für die Kinder selbst ist der Eltern-Kind-Kurs geradezu unverzichtbar. Immerhin machen sie in unseren Eltern-Kind-Kursen oft die ersten sozialen Erfahrungen mit Gleichaltrigen und erle­ben An­regung und Förderung durch eine altersgemäß vorbereitete Spielum­gebung, die zu selbst­stän­diger Erkundung ermuntert. Voller Freude und Neugier erleben sie das fließende Gleichgewicht von Bindung und Exploration im geschützten Raum.

Aus der Sicht einer EKK-Leiterin: Was den Eltern und Kindern richtig Freude macht

Die größte Freude für die Kinder dürfte das Selbermachen sein. Im Kurs dürfen sie sich ausprobieren! Sie dürfen in Ruhe beobachten, selber klettern, Gegenstände in allen Richtungen ohne Zeitdruck untersuchen ... Kinder genießen sehr das freie Spielen, selbst Babys spüren, was es heißt es, über sich selbst bestimmen zu dürfen.

Besondere Momente für die Eltern sind, wenn sie es schaffen, sich zurückzunehmen und zu erleben, wie das Gesicht ihres Kindes aufleuchtet, wenn es ganz eigenständig etwas Neues schafft. Diese Erfolgserlebnisse sind nur möglich, wenn sie im Beisammensein mit vertrauten Personen und sicherer Umgebung sich selbst ausprobieren dürfen.

Diese besondere Atmosphäre des Angenommenseins zu schaffen - die Eltern mit ihren Sorgen, aber auch ihrem Stolz und Freude auf der einen Seite, die Kinder mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit und Lernrhythmus auf der anderen Seite, halte ich für eine der wichtigsten Aufgabe als Kursleiterin.

Iris Mombartz, langjährige Pikler-Kursleiterin in Holweide und Dellbrück

Ein Engel für die Kinder - Segnungsgottesdienste für die Eltern-Kind-Gruppen

In einer Gemeinde im Kölner Westen hat die Pandemie einen positiven Impuls für die Eltern-Kind-Kurse gegeben. Weil sich ihre Kurse im ersten Lockdown plötzlich nicht mehr treffen konnten, wollte die Kursleiterin den Kindern und Eltern am Ende des Halbjahres doch noch einen gemeinsamen Abschluss ermöglichen. Sie bat den Pfarrer der Gemeinde, mit Kindern und Eltern einen kleinen Gottesdienst zu feiern. Gottesdienste waren erlaubt, die Kirche bot ausreichend Platz für die kleine Gruppe.

Alle kamen zusammen und erlebten mit dem Pfarrer in der Kirche ein frohes Zusammensein. Dies blieb in so guter Erinnerung, dass die Gruppenteilnehmer/innen kürzlich nach einer Wiederholung fragten. So fand zu Beginn der Sommerferien ein kleiner Segnungsgottesdienst für zwei Eltern-Kind-Kurse statt; der Pfarrer schenkte jedem Kind einen kleinen Engel.

Diese zunächst aus der Not geborene Idee zeigt, wie Eltern-Kind-Kurse nicht nur erster Anlaufpunkt für Familien in der Gemeinde sind, sondern auch mit einfachen Ideen in pastorales und liturgisches Leben eingebunden werden können. Kinder und Eltern erleben sehr persönlich die Heilszusage Gottes und erinnern sich an diesen frohen Moment in der Kirche.

Hildegard Deisting, Kidix-Eltern-Kind-Kursleiterin


 

📍 Hinweis für interessierte Eltern

Falls Sie Interesse haben, mit Ihrem Kind einen Eltern-Kind-Kurs in der Nähe zu Ihrem Wohnort zu besuchen, möchten wir Ihnen empfehlen, möglichst frühzeitig mit Ihrer Pfarrgemeinde vor Ort oder dem Katholischen Bildungswerk Köln in Kontakt zu treten. Sofern es in Ihrer Pfarrgemeinde noch keinen Eltern-Kind-Kurs geben sollte, können Sie mit dem Katholischen Familienzentrum vor Ort (oder der Pfarrgemeinde) in Verbindung treten. Oder wenden Sie sich vertrauensvoll an: 

Guido Schaefer

Guido Schaefer

Pädagogischer Mitarbeiter

• Familienbildung und -zentren