Alltagsbeobachtungen
Aber wenn rund 55 Millionen Deutsche in Deutschland Urlaub machen wollen, gleichzeitig Restaurants und Hotels mit geringeren Auslastungszahlen arbeiten müssen, wird die Sache mit den Mindestabständen schwierig und die Wartezeit auf ein Mittagessen unerträglich lang, immer vorausgesetzt, man findet überhaupt noch ein freies Domizil.
Auch am Mount Everest sind derzeit keine Touristen erlaubt. Eine Bergbesteigung stelle ich mir so vor, dass eine überschaubare Zahl von Menschen gemeinsam unterwegs ist, zwar keine 2-m-Abstände halten kann, aber auch keine nicht nachvollziehbaren Kontakte hat. Man braucht keine Restaurants unterwegs, in denen ein Infektionsrisiko bestünde, man nutzt keinen ÖPNV, der zur Virenschleuder werden könnte, das geht locker ohne tracking-app, oder? Ich erwärme mich zusehends für diese Art des Tourismus! Der Schnellste brauchte nur weniger als 11 Stunden zum Aufstieg auf den Mount Everest, heißt es, aber eine normale Expedition dauert mindestens eine Woche. Wenn man noch eine Woche danach als Quarantäne drauflegt, weiß man, ob jemand sich angesteckt hat. Im vergangenen Jahr hatte Nepal mit 367 Lizenzen für ausländische Touristen immerhin vier Millionen Dollar eingenommen, wenn das dann nur die Hälfte wäre, wäre wenigstens einem der ärmsten Länder der Welt gedient und tausende einheimischer Helfer hätten was zu essen. Zugegeben, erst mal muss man hinfliegen, und ein Flugzeug, das wegen der Mindestabstände mit nur etwa einem Viertel der Passagiere fliegen soll, ist wohl nicht so super rentabel. Also doch nichts."
Martina Baur-Schäfer teilt ihre Beoachtungen und Erlebnisse in diesen ungewöhnlichen Zeiten. Sie ist Leiterin des evangelischen Kirchenpavillons in Bonn