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News
Teilnehmende im Deutschkurs

Deutschkurse in der Pandemie – nach einer langen Online-Phase wieder in Präsenz

Datum:
28.06.2021
Hinter uns liegt über ein Jahr Pandemie. Viele Deutschkurse haben in der Zwischenzeit online weitergelernt. Seit kurzem treffen sich erste Gruppen wieder live; unterrichtet wird mit Abstand und unter Beachtung weiterer Hygieneregeln. Die Freude, einander wieder zu treffen, ist groß! Manche Gruppen haben aber auch entschieden, noch etwas länger online zu bleiben, weil viele noch nicht vollständig geimpft sind.

Ich erinnere mich noch an die ersten zaghaften Überlegungen im Frühling letzten Jahres, mit welchen Gruppen wir es wohl wagen könnten, das Projekt „Online-Deutschkurs“ anzugehen. Das war völliges Neuland für uns. Einige Kursleitende konnten sich damals noch gar nicht vorstellen, dass sie selbst in wenigen Wochen sicher und gekonnt diverse Zoomfunktionen händeln würden. Anfang 2021, als zum zweiten Mal die Präsenzkurse pausieren mussten, riefen überraschend viele Teilnehmende immer wieder an und bekundeten ihr Interesse an Online-Unterricht. Und so trafen sich die Kursleitenden in Zoom-Fortbildungen und übten an manchem Pandemieabend, an dem man zu diesen Zeiten weder Chor noch Sportgruppe hatte.

Während der Pandemie kamen viele Deutschkurse der verschiedenen Träger und Schulen zum Erliegen. Das waren harte Zeiten für freiberufliche Kursleitende, denen die Honorareinnahmen wegbrachen. Im Laufe der Zeit konnte jedoch knapp zwei Drittel unseres Deutschkurs-Angebots für Geflüchtete online-fähig gemacht werden, – das hätte ich mir vor einem Jahr noch nicht vorstellen können!

Der Umstieg auf Online-Unterricht – gar nicht so einfach

Deutschkurs für Frauen

Die Anfänge des Online-Unterrichtens waren oft zäh und erforderten viel Geduld: Kursleitende versuchten über Telefon, Lernende mit geringen Deutschkenntnissen den Anmeldevorgang für Zoom zu erklären. Sie drehten sogar eigene kleine Videofilme, die sie ihnen über einen Messenger zuschickten. Manche Teilnehmende erwiesen sich als Technik-Spezialist/innen und standen anderen mit viel Rat zur Seite. Dank der Unterstützung von vielen Seiten, sowohl von Ehrenamtlichen als auch von Ansprechpersonen verschiedener Einrichtungen, schafften es viele Teilnehmende schließlich. Oft waren es die Kinder, die den Eltern zeigten, wie man Zoom herunterladen kann und wie man das Mikrofon anschaltet.

Toll ist es, wenn alle in der Gruppe einen Laptop haben und über eine stabile Internetverbindung verfügen. In der Realität müssen oft Abstriche gemacht werden: Manch einer verfolgt den Unterricht über das Handy und kann auf dem kleinen Display nicht alles entziffern. Eine Frau richtete sich gar für den Unterricht auf der Treppe ein – der einzige Ort ihres Wohnheims mit gutem Empfang. Sie trug ein Headset, damit angesichts der vielen anderen Personen, die die Treppe passierten, die Privatsphäre der Gruppe gewahrt blieb.

Einige Teilnehmende haben wir in den Lockdowns verloren. Ihre Online-Teilnahme scheiterte u. a. an der fehlenden Internetverbindung in einigen Wohnheimen. Und manche trauten es sich schlichtweg nicht zu, den Umgang mit der Technik zu erlernen. Oder sie waren angesichts geschlossener Kitas und Schulen von der Betreuung ihrer Kinder in Beschlag genommen.

Sorgen in Zeiten der Pandemie

Viele Teilnehmende haben und hatten in der Coronazeit große Sorgen. Manche konnten nicht in ihr Herkunftsland fliegen, konnten kranke Angehörige nicht besuchen und nicht bei der Beerdigung eines geliebten Menschen dabei sein. Manche waren zwischenzeitlich selbst an Corona erkrankt. Andere lebten über mehrere Wochen abgeschottet, weil das gesamte Wohnheim gleich mehrmals hintereinander unter Quarantäne gestellt wurde. Manche haben aufgrund der Pandemie ihre Arbeit verloren. Und viele Geflüchtete haben weiterhin alle aufenthaltsrechtlichen Sorgen, die sie schon vor der Pandemie hatten – allem voran, ob sie und ihre Familie in Deutschland bleiben oder ob ihre Angehörigen endlich zu ihnen nach Deutschland kommen dürfen.

In den Online-Kursen ging es in den letzten Monaten um Wortschatz, Satzstrukturen, Prüfungsvorbereitung. Und es ging auch um menschlichen Kontakt, um das stärkende Miteinander. Ja, in den letzten Monaten ging es nicht zuletzt darum, dass den Menschen die Decke etwas weniger auf den Kopf fällt!

Wie geht’s weiter - online oder vor Ort?

Teilnehmer und Leiterin im Deutschkurs

Manche Teilnehmende haben den Online-Unterricht ohne Anfahrtszeit richtig liebgewonnen. Ein Klick und schon finden sie sich im Kursraum wieder. Einige Menschen mit körperlichen Einschränkungen können jetzt endlich teilnehmen, weil keine Fahrt mit der U-Bahn notwendig ist und keine Treppe stört. Manche sind froh über den Online-Unterricht, weil er sich besser mit Job oder Familie vereinbaren lässt. Und die ein oder andere Zoom-Funktion begeistert auch: Man schaut gemeinsam kurze YouTube-Filme an, zeigt Fotos oder findet sich in den Breakout Sessions zu Kleingruppen zusammen. Beim gemeinsamen Austausch und Lachen vergisst man auch fast, dass sich alles nur virtuell abspielt.

Doch die allermeisten Kursleitenden und Teilnehmenden finden dennoch, dass der echte Kontakt eben doch viel schöner und weniger anstrengend ist. Einige Gruppen starten daher in diesen Tagen unter Beachtung der aktuellen Regeln wieder vor Ort. Online-Kurse wird es beim Katholischen Bildungswerk weiterhin geben, auch gerade für die, die anders nicht gut erreicht werden können. Unser Schwerpunkt bleibt jedoch bei den Präsenzkursen. Da, wo Menschen einander live treffen.

Andrea Lauer
Pädagogische Mitarbeiterin

Warum gibt es eigentlich „Deutschkurse für Geflüchtete“?

Bei weitem nicht alle geflüchteten Menschen haben in Deutschland das Recht auf einen staatlich geförderten Deutschkurs. Je nach rechtlichem Status und Bleibeperspektive erhalten die einen Zugang zu den Integrationskursen und die anderen nicht.

Viele Geflüchtete leben zwar über viele Jahre oder für immer in Deutschland, dennoch ist für sie von staatlicher Seite kein Deutschkurs vorgesehen. Doch auch sie sollen die Chance haben, Deutsch zu lernen, damit sie leichter ihren Alltag meistern können und Partizipation gelingt!

Das Katholische Bildungswerk Köln bietet daher gemeinsam mit Gemeinden und weiteren Kooperationspartner/innen Deutschkurse für Menschen an, die keinen Zugang zu den staatlich geförderten Kursen haben. Angeboten werden Kurse von der Alphabetisierung bis zur Niveaustufe B1. Gemeinden, die sich in der Geflüchtetenarbeit engagieren und einen Deutschkurs einrichten möchten, können sich an uns wenden.

Informationen:

Andrea Lauer | 0221 925847 65 
Gudrun Harhoff | 0221 925847 49

Mehr zum Thema:

• eine Kursleiterin erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Online-Unterrichten: hier klicken
• Anregungen, wie Sie Menschen beim Deutschlernen unterstützen können: hier klicken