Sphären der Macht
Was ist Macht? Wie wird sie erworben, wie inszeniert und legitimiert sie sich, schließlich: welche Grenzen sind ihr gesetzt? Die neuzeitlichen Machtdiskurse tendieren dazu, Macht zu entzaubern, sie zu entsakralisieren, was nicht schon gleichbedeutend ist mit ihrer demokratischen Legitimation und Kontrolle. Macht wird nicht nur in Politik und Wirtschaft und ausgeübt, sie spielt im Geschlechterverhältnis und im limitierten Zugang zu Bildung und Kultur eine zentrale Rolle. Auch die Frage, in welchem Verhältnis kirchliche Macht zu den fundierenden biblischen Traditionen und zu einem neuzeitlichen Machtverständnis steht, ist von unabweisbarer Aktualität.
Die Vorträge dieser Reihe möchten, angefangenen vom biblischen Machtverständnis bis hin zu jüngeren Machtdiskursen die „Sphären der Macht“ analysieren – nicht zuletzt im Interesse der „Kunst, nicht derart regiert zu werden“, wie Michel Foucault den Begriff der Kritik bestimmte. Haben auch die religiösen Traditionen etwas zu dieser Kunst beizutragen oder überhöhen sie lediglich unerhellte Herrschaft?
Sexualität – Macht – Religion
Zeitreisen ins Bermuda-Dreieck menschlicher Existenz
Do 17.03.2022 | 19.30 Uhr
Prof. Dr. Joachim Kügler, Bamberg
Seit mehr als zehn Jahren sorgen Missbrauchsskandale in Kirche und Gesellschaft für öffentliche Erregung. Wut und Abscheu in der Öffentlichkeit. Der Vortrag von Joachim Kügler unternimmt vor diesem Hintergrund einige biblische und religionsgeschichtliche Ausflüge, um den engen Zusammenhang von Macht, Sexualität und Religion besser zu verstehen. Diese Zeitreisen sind keine Einladung zur Flucht aus der Gegenwart, sondern der Versuch, Grundstrukturen männlich dominierter Gesellschaften aufzudecken. In der Begegnung mit Vätern, die ihre Töchter zur Vergewaltigung anbieten, Frauen, die zu Männern werden müssen, um gleichwertig zu sein, und Göttern, die ihre Macht sexuell ausspielen, wird beklemmend deutlich, dass das Etikett "rape culture"/ Vergewaltigungskultur nicht nur damals passte. Was aber ist heute anders? Es gibt Öffentlichkeit, Kritik und sogar AlternativenOnline-Veranstaltung; die Anmeldung erfolgt einfach über den externen Zoom-Registrierungslink: https://zoom.us/meeting/register/tJYqduCurzojGt1CywLSbBilt0Z6MLZBnwbu
Sacerdos in aeternum
Über die Verbindung von Sakralität und Recht im katholischen Amtsverständnis.
Do 24.03.2022 │ 19.30 Uhr
Prof. Dr. Thomas Ruster, Dortmund
Das Machtverständnis in der Katholischen Kirche gründet sich auf die Weihe. Der Priester besitzt eine sakrale Macht, die aber an bestimmte rechtliche Bedingungen geknüpft ist. Es scheint, als würde Gott damit gezwungen, seine Gnade nach Maßgabe rechtlicher Vorschriften zu gewähren oder zu verweigern. Dies würde dem Priester einen geradezu unumschränkten Einfluss auf das Leben der Gläubigen verleihen und als Nebenfolge auch zum Missbrauch verführen. Ist dieses Verständnis schlüssig und überhaupt mit der Frohen Botschaft zu vereinbaren?
Reihe: Sphären der Macht
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Gegen die Logik des Fortschritts - Macht und Ohnmacht der Erinnerung
Reihe: Sphären der Macht
Mo 04.04.2022 │ 19.30 Uhr
Dr. Ottmar John, Ibbenbüren
Wer für Wohlstand und Lebensqualität, Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen optiert, unterstellt zumeist die Notwendigkeit von wirtschaftlichem Wachstum und technischem Fortschritt. Vielen Menschen erscheinen die Steigerung der Verfügungsmacht über die Natur als Voraussetzung dafür, dass die Menschheit immer besser wird, auch in moralischer und politischer Hinsicht. Das menschliche Verlangen nach Glück werde in der unendlichen Steigerungen der technischen und wissenschaftlicher Möglichkeiten erfüllt. Auf Technikentwicklung zu setzen erscheint vielen Zeitgenossen als realistische Alternative zu jenen Hoffnungen, die die Religionen der Welt tradieren. Das Gelingen des Lebens und das Glück zukünftiger Generationen von einem gütigen und barmherzigen Gott zu erwarten, wirkt demgegenüber wie eine gigantische Illusion und Selbsttäuschung der Menschen.
Gegen ein derartiges Fortschrittsdenken hat in der Mitte des 20. Jahrhunderts der Jude und Marxist Walter Benjamin sein Memento erhoben. Welche Bedeutung hat seine Kritik an Gesellschaft und Geschichte für die Erläuterung der Vernunftangemessenheit der Zukunftsvorstellungen der jüdisch-christlichen Tradition?
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Codex – Konzil – Synodaler Weg
Kirchenrechtliche Bemerkungen zum katholischen Machtgefüge
Di 10.05.2022 │ 19.30 Uhr
Prof. Dr. Norbert Lüdecke, Bonn
Der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke nennt in seinem neuen Buch „Die Täuschung. Haben Katholiken die Kirche, die sie verdienen?“ den Synodalen Weg eine „Partizipationsattrappe“. Der vielbeschworene „Dialog“ findet nicht auf Augenhöhe statt; zwar wird der Eindruck vermittelt, Laien dürften mitreden, doch wird ihnen die Partizipation an Entscheidungen verwehrt. Diese Täuschung hat, wie Lüdecke aufzeigt, eine lange Tradition, die im Vortrag weiter entfaltet wird. Gibt es überhaupt noch eine Perspektive jenseits einer ziellosen Bewegung im Kreis?
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Vom Zerfall der Sowjetunion zum Aufstieg Putins
Historische Hintergründe gegenwärtiger Konflikte
Di 14.06.2022 │ 19.30 Uhr
Prof. Dr. Martin Aust, Bonn
Wer den in einem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mündenden Konflikt und die ihm zugrundeliegenden politischen Vorstellungen analysieren will, muss sich näher mit der Geschichte beider Länder mindestens seit dem Zerfall der Sowjetunion befassen. Der angestrebten und realisierten politischen Selbstständigkeit der Ukraine steht der Traum einer Wiederherstellung der russischen Vorherrschaft gegenüber; ein Traum, zu dessen Verwirklichung einige Politiker in Russland nicht vor Gewalt und Vernichtung zurückschrecken. Warum war das Ende der Sowjetunion für manche eher ein Trauma als eine Hoffnung, wie gelang es Wladimir Putin, die Macht in Russland zu erobern und ein autoritäres Regime zu installieren? Welche Ziele zeichnen sich aus dem bisherigen Verlauf des Krieges ab? – Reihe: Sphären der Macht
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Radikalisierter Konservatismus. Eine Analyse
Mag. Natascha Strobl, Wien
Do 23.06.2021 │ 19.30 Uhr
Von der Krise der Sozialdemokratie ist allerorten die Rede. Doch auch viele traditionsreiche Mitte-rechts-Parteien befinden sich im Niedergang oder zumindest in einer Zwickmühle: Sollen sie sich für progressive urbane Milieus öffnen? Oder lieber ihr konservatives Profil schärfen? Während Angela Merkel für das eine Modell steht, repräsentieren Politiker wie Donald Trump oder Sebastian Kurz das andere. Sie sind Vertreter eines radikalisierten Konservatismus. Natascha Strobl analysiert ihre rhetorischen und politischen Strategien. Sie zeigt, wie sie Ressentiments bedienen, um ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, oder eigene Narrative erschaffen, um »Message Control« auszuüben und Kritik als Fake News abzutun. Statt inhaltlicher Auseinandersetzung suchen sie die Konfrontation. In ihren eigenen Parteien reduzieren sie die Demokratie, setzen auf kleine Beraterzirkel und Personalisierung. Dabei greifen sie, so Strobl, immer wieder auch auf die Methoden rechtsradikaler Bewegungen und Organisationen zurück.
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SÜSS. Eine feministische Kritik
Mi 21.09.2022, 19.30 Uhr
Anne-Kristin Tlusty M.A., Berlin
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